Die frühmittelalterliche Vor-Geschichte der Ortsgründung:
Nach der Völkerwanderungszeit des 5. Jahrhunderts n. Chr. war das Land nur noch dünn besiedelt - in weiten Teilen stand dichter Wald. Die Region des Hersbrucker Lands gehörte zum Einflußbereich des Reichs der Thüringer, das grob gesagt von der Werra bis zur Donau reichte. Westlich schlossen sich die Stammesgebiete der Chatten (Hessen) und der Alamannen (Schwaben) an.
Ende des 5. nachchristlichen Jahrhundert begannen aus dem Raum des Mittelrheins um Worms die Herrschaftsfeldzüge und Landnahmewellen der germanischen Merowinger. Sie gehörten wie die Stämme der Salier, Sugambrer, Brukterer oder der Usipeten zu einer Völkergruppe, die während der Römischen Kaiserzeit am Niederrhein beheimatet gewesen war. Ihr selbst gewählter Sammelname war "Franci": die Trotzigen; die Kühnen.
Diese merowingischen Franken hatten als Verbündete der Römer 451 noch zum Sieg über die Hunnen auf den Katalaunischen Feldern beigetragen. Danach standen ihnen weite Gebiete an Seine und Somme, an Mosel und Rhein zur Besiedelung offen. Die Merowingerführer Chlodio, Childerich und Chlodewech eroberten große Teile des späteren Frankreich. Chlodewech macht Paris zu seiner Hauptstadt. Um den Wechsel vom 5. zum 6. Jahrhundert beginnen Feldzüge gegen germanische Stämme, die östlich des neuen Merowingerkönigreichs siedeln: Burgunder, Westgoten, Alamannen und Thüringer. 513 löscht der Merowingerkönig Theuderich das Herrschergeschlecht der Thüringer aus.
Danach dringt die Landnahmewelle der Merowinger in drei Haupt-Stoßrichtungen über den Rhein nach Osten vor:
nach Nordosten in die Röhn, Richtung Thüringerwald und zum Obermain bei Bamberg - nach Osten bis zur Aisch und zu den Quellen der Fränkischen Rezat - nach Südosten bis zur Altmühl bei Eichstätt. Königliche Gefolgsleute der Merowinger gründen Siedlungszellen, die alle die bezeichnenden Endungen -"heim" tragen. In der alten Urkundensprache: -"kaime". Ortsnamenbeispiele Mergentheim, Uffenheim , Windsheim.
Die neueste Forschung nimmt an, dass die Merowinger in Regensburg eine ihrer Adelssippen, die Agilolfinger, als Herzöge der Bajuwaren einsetzten, die südlich der Donau ansässig waren und ihr Gebiet nach Norden ausdehnen wollten. Die Absicht der Franken: das Siedlerpotenzial der Bajuwaren nutzen, die Landnahme im eigenen Sinn steuern und Kontrolle über das weite Gebiet nördlich der Donau bis zum Böhmerwald im Osten bekommen, in das sie mit den Menschen des eigenen Volks nicht mehr eindringen konnten. Analog zur Einteilung der besetzten Gebiete in "Gaue" erhielt der neue Siedlungsraum die Bezeichnung (baierischer) "Nordgau". Er reichte im Westen bis zu den Flußläufen von Rednitz und Regnitz, folgte bei Erlangen dem Lauf der Schwabach nach Osten und umfasste auch die gesamte Pegnitz-Region bis nach Creußen.
Früher hat man die vereinzelten Orte in unserer Region mit der typischen Endung auf -"ing" wie Peuerling, Pötzling, Heuchling, Ittling und Lilling gemeinhin
als bairische Gründungen angesehen. Henfenfelds Vorgänger- und Muttersiedlung "Freiling" hätten demnach bairische Siedler im 8. oder 9. Jahrhundert entstehen lassen. Wenn man die
Originalschreibweise der Erstnennungsurkunden betrachtet, sind aber sogar noch frühere Gründungen durch alamannische Siedler denkbar - nach dem Beispiel von Ittling in der Gemeinde Simmelsdorf,
dessen Erstnennungsname "Uittilingun" die gemeinhin als alamannisch geltende Endung "-ingen" hatte.
Für Freiling als anzunehmende Ortsgründung eines "Frigilo" gibt es bislang nur sekundäre Belege. Schriftquellen aus der Zeit sind nicht vorhanden. In einer Schenkungsurkunde von 1260 wird allerdings der Hofname "Curia Reimbotonis" genannt. Der darin enthaltene germanische Vorname "Reimboto" deutet auf eine sehr alte Hofgründung hin (siehe auch weiter unten!) und könnte die Existenz des frühmittelalterlichen Freiling bestätigen.
Eindeutige Nachweise wären entsprechende archäologische Funde aus dem Freiling-Standort innerhalb des Altorts.
Wo lagen Friedhof und Kirche des Altorts?
Wie man auf Pfinzings Karte erkennen kann, liegt der Standort der Kirche jeweils gut 100 Meter entfernt von den Siedlungszellen des Altorts. Wahrscheinlich hat es über eine längere Zeit nach der Ansiedlung zunächst gar keine Kirche gegeben. Das Bistum Eichstätt, zu dem unser Gebiet damals gehörte, wurde erst um 745 gegründet. Vorher hatten die hier am Ort lebenden Menschen aber schon ihre Toten würdevoll beerdigen müssen und sie dabei wohl auch nach einem ur-christlichen Ritus betrauert. Ausdruck dafür sind die ab dem 6. und bis ins 9. Jahrhundert angelegten Reihen-Gräberfelder. Merowinger und Karolinger förderten den Aufbau einer kirchlichen Flächen-Organisation und damit auch die Grundstrukturen eines Staatsgefüges. Also könnte auf Initiative des 745 gegründeten Bistums Eichstätt im 8. Jahrhundert schon ein erstes Holz-Kirchlein entstanden sein. Reihen-Gräberfelder und Urkirchen lagen in der Regel auf freiem Gelände außerhalb der Siedlungen.
Dieses Kirchlein kann durchaus schon an der Stelle der heutigen Kirche gestanden haben. Deren Grundbau ist um 1250 als typische Chorturmkirche entstanden. 1119 wird erstmals ein "Gut und eine Pfarrei Henfenfeld" urkundlich genannt (indirekt also auch eine Kirche). Der Friedhofs-Standort des alten Freiling könnte südlich oder westlich der Kirche zu sehen sein, vielleicht auf der Flur "Paint/ Point" hinunter zum Hammerbach. Dieses freie Wiesengelände ist auf der Pfinzing-Karte von 1592 noch sehr schön zu sehen...