Mögliches Hügelgrab, Harpunenspitze der Spätaltsteinzeit, neue Siedlungsplätze, massenhaft vorgeschichtliche Keramik...

Auf diesem ausgedehnten Erdhügel dürften im Mittellalter Vögel gefangen worden sein. Handelt es sich hier "nur" um einen Vogelherd oder sogar um ein Hügelgrab?
Auf diesem ausgedehnten Erdhügel dürften im Mittellalter Vögel gefangen worden sein. Handelt es sich hier "nur" um einen Vogelherd oder sogar um ein Hügelgrab?
Federmesser-Klinge, Vorderansicht, L. = 3,5 cm
Federmesser-Klinge, Vorderansicht, L. = 3,5 cm
Rückansicht der wahrscheinlich unten abgebrochenen Klinge
Rückansicht der wahrscheinlich unten abgebrochenen Klinge

Innerhalb weniger Jahre wurden durch regelmäßige Feld- und Geländebegehungen rund 35 neue archäologische Fundstellen und Bodendenkmale bekannt . Die Zahl der Fundmeldungen summiert sich bislang auf rund 100 (Stand Ende 2018).

Ein Großteil der Funde stammt zwar aus vorgeschichtlicher Zeit - aber nicht alle sind so spektakulär wie die oben abgebildete Harpunenspitze (Federmesser-Klinge) aus der späten Altsteinzeit, die wohl etwa 14 000 Jahre alt sein dürfte.   

Inzwischen hat sich bereits ein deutlicher Informationsgewinn ergeben. Durch die geografische Ausdehnung des Gesamt-Fundgebiets, durch die große Zahl der neuen Fundstellen und -flächen sowie durch die Art und Menge der geborgenen Artefakte sind nun schon etwas deutlichere Konturen des vergangenen Lebens in Henfenfeld entstanden.

Wir können jetzt mit Sicherheit sagen, dass das heutige Ortsgebiet schon 12 000 vor Christus von Menschen begangen worden sein muss. Auch Jägersippen der Mittelsteinzeit (10 000 bis etwa 5 500 v. Chr.) haben hier über die Jahrtausende immer wieder ihre Zelte aufgeschlagen und Waffen und Werkzeuge aus dem überall vorhandenen ultraharten Jura-Hornstein geschlagen.

Aus der folgenden Jungsteinzeit von etwa 5 500 bis 2 300 v. Chr. liegt bislang nur ein atypischer Fund vor. Dabei gab es im Verlauf dieser Epoche eine Vielzahl eigenständiger, ganz charakteristischer Keramikformen und -gestaltungen wie etwa Linearbandkultur, Glockenbecher- und Schnurbandkultur. 

Die Masse der neuen Fundkeramik stammt aus der Bronzezeit ab 2 300 v. Chr. Genauere Datierungen sind schwierig, so lange keine Gefäße oder Gefäßfragmente mit zeittypischen Erscheinungsformen oder auch (meist noch charakteristischere) Gegenstände aus Metall gefunden werden.

Außergewöhnlichere Artefakte sind ein bronzezeitlicher Wetzstein und ein möglicherweise noch älterer Mahlstein aus Granit.

Ausgesprochen große Scherbenmengen der gleichen Zeitstellung auf ausgedehnteren Flächen sprechen für mindestens zwei vorher unbekannte größere Siedlungskomplexe. Eine dritte Siedlungszelle zeigte sich durch die markanten Spuren ehemaliger Haus-Pfostenlöcher mit dunklen Erdverfärbungen und Brandspuren. Zusätzlich fanden sich auch hier die Tonscherben der Abfall- und Vorratsgruben. Weiterhin sind nun auch viele räumlich getrennte Einzel-Fundstellen bekannt.

Bislang ist nur vereinzelt fein gearbeitetes und verziertes Geschirr zu Tage gekommen, wie es auch für Grabbeigaben verwendet wurde. Noch seltener sind deutlich erkennbare typischen Waren der Eisenzeit und der keltischen Kultur ab 800 v. Chr - obwohl Henfenfeld ja zum Einzugsgebiet des Kelten-Zentrumsbergs "Houbirg" (mit Sichtverbindung) gehört haben dürfte.

Viele Äcker, auf denen vorgeschichtliche Relikte an die Oberfläche kommen, zeigen auch einen typischen "Scherbenschleier" jüngerer Keramik, der in Henfenfeld in der Regel im Hochmittelalter einsetzt und bis in die Neuzeit reicht. Daran erkennt man, dass diese Landflächen etwa schon in der Bronzezeit vor drei- bis viertausend Jahren genutzt wurden. Danach hat es wohl eine längere Brache-Periode gegeben - bis ehemaliges Siedlungs- oder Friedhofsland landwirtschaftlich neu genutzt wurde. Ab dem Mittelalter um 1 200 n. Chr. kam dann mit dem Kuhmist-Dünger auch Haushaltsabfall und zerbrochenes Geschirr auf die Felder.

 

Hier eine kleine Auswahl typischer Zivilisationsfunde vom Mittelalter bis zur Neuzeit:

  • Griffstück-Fragment eines "Aquamanile" oder auch "Lavabo" = Wassergefäß für die Handwaschung nach dem Essen. Diese Gefäße wurden häufig in stilisierter Pferdeform mit Bügelgriff hergestellt und gehörten zum Tafelgeschirr gesellschaftlich herausgehobener Familien. 
  • Ein Püppchenkopf aus Ton, etwa 3 cm hoch, mit Loch zum Einstecken eines Stäbchens und markanter Rüschenhaube. Diese weibliche Kopfbedeckung wurde "Kruseler" genannt und war Ende des 14./ Anfang des 15. Jahrhunderts in Mode.
  • Quadratische Bodenplatten aus Kalkstein, eine davon mit der Abdruck-Vertiefung einer Qualle
  • das typische dunkelgrüne "Waldglas" des Mittelalters
  • Linien-verzierte Bronzehülse, wahrscheinlich Bestandteil eines spätmittelalerlichen Dolch-Griffstücks
  • Grenz-/Markstein mit den Initialen "RP" = wahrscheinlich "Regio Pfinzing". Abgrenzung des kleinen Pfinzing-Territoriums nach dem Kauf im Jahr 1530.
  • Gewichtsstein mit Dreifach-Strichmarkierung = 3 bayrische Pfund, etwa 1,6 kg.    
  • grün glasierte, dicke Fragmente von Ofenkacheln
  • handgeschöpfter, leicht gewölbter Dachziegel mit eingelegtem, handgeschmiedeten Eisennagel
  • Zündsteine von Steinschloss-Feuerwaffen (üblich ab dem 17. Jahrhundert).
  • Bruchstücke langer weißer Tonpfeifen-Stiele
  • eine 3-Kreuzer-"Landmünze" des Fürstentums Sachsen-Meiningen in Silber von 1823. Landmünzen waren die Vorläufer einer Einheitswährung.    

Fundbeispiele aus verschiedenen Epochen...